KLANGHAIN

Englisch

25.05.-14.07.2024

KLANGHAIN: Symbiosen und Netzwerke

Künstler*innen: Interspecifics (MX), Saša Spačal (SI), Jiří Suchánek (CZ).

Schönbornpark (Eingang Lange Gasse), 1080 Wien.
Täglich geöffnet 7:00-21:30.

Diskurs

Samstag, 13.07.2024, 17:00-18:00
Kurator*innenführung und offenes Gespräch über unterirdische Lebensformen.
Warum sind sie wichtig für uns?
Wie können wir sie schützen?
Treffpunkt Schönbornpark, Eingang Lange Gasse.

KLANGHAIN

Die öffentliche Soundinstallation KLANGHAIN sucht Verbindungsstellen zwischen Natur und Kultur. Der Schönbornpark dient uns dabei als Ausstellungsraum im städtischen Grün. Die Natur wird hier künstlerisch-forschend erkundet. Es werden biologische und sonar*-digitale Subkulturen hörbar gemacht.

Wir fragen uns: Was wäre, wenn der Begriff Kultur Ausdruck der unerschöpflichen Natur mit all ihren Grenzgänger:innen, ihrer Unordnung und Widersprüchlichkeit ist? Haben nichtmenschliche Lebensformen eine eigenständige Agentialität*? Suchen sie den Kontakt zum menschlichen Bewusstsein? Und wenn sie mit uns in Kontakt kämen, was hätten sie uns mitzuteilen?

KLANGHAIN zeigt künstlerische Positionen, die Resonanzen zwischen dem Menschen und dem sogenannten nonhuman* suchen. Sie oszillieren* zwischen Poesie, Naturwissenschaft und öko-kritischem Diskurs.

SYMBIOSEN* UND NETZWERKE

Täglich stehen, laufen, springen und gehen wir über Straßen, Wiesen und Wege ohne davon Kenntnis zu nehmen, dass sich unter der Oberfläche ungeheure und fantastische Welten befinden. Wissenschaftler:innen und Künstler:innen spekulieren schon lange über das, was sich unter der Erde abspielt. Sie entwerfen immer neue Instrumente, um diese noch fremden Spezies besser zu verstehen.

Die Installation KLANGHAIN besteht aus drei Einzelpositionen, die sich mit subterranen* Lebens-formen und ihren symbiotischen Beziehungen mit vielfältigen Anderen (inkl. Mensch) beschäftigen. Durch Hörbarmachung von Bio-Data verlassen wir die anthropomorphe* Gestalt und suchen nach neuen Klangerfahrungen, die die Systeme der Natur reflektieren.

Technologie lässt organische Prozesse wahrnehmbar werden: das Rauschen der Interspeziesverbindung von Menschen und Bakterien (Terrestrial Transmitter); die betörende Interaktion zwischen Pilzmyzelien* (Mycolyra); neue Musiken, deren Grundlage unterirdisches Wurmleben ist (Soil Choir v.3.1.).

Wir erweitern unsere Sinneserfahrungen und das Wissen zu dem, was unter der Erde passiert.

ÜBER DIE KÜNSTLER:INNEN

PROGRAMM

* Agentialität (Engl. Agency): Philosophischer Begriff, der so viel wie „Wirkung“ bedeutet. Jüngere Denkrichtungen beschäftigen sich mit der Bedeutung und Bewegung von Materie und Objekten (nichtmenschlichen Agent:innen). Sie gehen davon aus, dass diese nicht klassischerweise passiv, sondern einen eigenständigen Wirkungsradius haben.

* Anthropomorph (altgriech. ánthropos „Mensch“; morphē „Form, Gestalt“): Das Zuschreiben menschlicher Eigenschaften gegenüber anderen Lebewesen und Objekten.

* Myzelium: Der Teil eines Pilzes oder einer Bakterienkolonie, der nicht sichtbar ist. Fadenförmiges Netzwerk von Zellen, die den Organismus selbst und umliegende Lebewesen (z.B. Bäume) mit Nährstoffen versorgen. Nicht zu verwechseln mit dem Rhizom in der Botanik.

* Nonhuman („nichtmenschlich“): Philosophischer Begriff, der Wesen bezeichnet, die nicht ausreichend Eigenschaften haben, um als Mensch gelesen zu werden. Heutzutage bezieht sich das z. B. auf Roboter oder künstliche Intelligenz und auf alle Formen von Fremdspezies, auch auf Geister.

* Oszillieren: Pendelbewegung oder Schwingung zwischen zwei oder mehreren Punkten. Das digitale Oszilloskop, z. B., zeigt elektrische Spannungen an. Die Möglichkeit ihrer Modulation ist für die elektronische Musik elementar.

* Sonar: Akronym von SOund NAvigation and Ranging. Entfernungsmessung durch Schallwellen. Sonartechnik ist unsichtbar, durchdringt und misst Materialschichten bei geologischen Untersuchungen oder Unterwasser. Im menschlichen Körper kommt es als Ultraschall zum Einsatz.

* Subterran (lat. sub „unter“; terra „Erde“): Synonym für „unterirdisch“. Es gibt ganze Ökosysteme, die unterirdisch sind und die wir mit bloßem Auge nicht sehen können.

* Symbiose (altgriech. sýn „zusammen“ und bíos „Leben“): Das Zusammenleben von Lebewesen. Es gibt viele Beziehungen zwischen unterschiedlichen Lebensformen, die sich gegenseitig schützen und unterstützen. Auch der Mensch hat symbiotische Beziehungen, z.B. mit Darmbakterien.

Mikrobiom des Projekts: Wiener Haushalte (Komposterde der MA 48 Abfallwirtschaft); Würmer von WormPower; Gärtner*innen der MA 42 Stadtgärten Wiens im Schönbornpark; Helfried Machaczek; Clemens Posch; Patrizia Ruthensteiner; Stefan Voglsinger (Setzkasten Wien); Leli Hausch (MOOZAK); Lena Flatscher, Johanna Amlinger, Gesine Stern (VKM Support, Koordination, Öffentlichkeit); PG Factory (Jörg Gottschalk, Architekturplan); Art Consulting & Production (Enrique Guitart, Ausstellungskonzept und Ausführung Display); Jula Meininghaus (Ausbesserungen am Display, VKM); Peter Oroszlány (Grafik, Projekt-CI) und Lona Gaikis (Kuratorin).

Mit finanzieller Unterstützung der Europäischen Union.

In Koproduktion mit dem Volkskundemuseum Wien im Rahmen von before it gets better … sowie in Medienkooperation mit der Klima Biennale Wien und dem ScienceCenter-Netzwerk. 

Gefördert vom Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport (BMKÖS), der Stadt Wien MA 7 Musik sowie dem Bezirk Josefstadt. Ein ÖkoEvent PLUS der Stadt Wien.